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Raus aus dem Schneeballsystem: So helfen Sie sich und anderen Betroffenen

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Schneeballsysteme locken mit schnellen Gewinnen und scheinbar einfachen Geschäftsmodellen – doch dahinter steckt oft Betrug. Wer einmal hineingerät, riskiert finanzielle Verluste und rechtliche Konsequenzen. In diesem Artikel erfahren Sie, wie Sie Schneeballsysteme erkennen, sich schützen und im Ernstfall richtig reagieren.

Was ist ein Schneeballsystem?

Ein Schneeballsystem ist ein Geschäftsmodell, bei dem die Gewinne der Teilnehmer nicht durch tatsächliche wirtschaftliche Tätigkeit, sondern durch die Einzahlungen neuer Mitglieder finanziert werden. Es funktioniert nur so lange, wie ständig neue Teilnehmer hinzukommen. Sobald das Wachstum stagniert, bricht das System zusammen – mit teils dramatischen Folgen für die Beteiligten.

Typische Merkmale:

  • Versprechen unrealistisch hoher Renditen
  • Keine nachvollziehbare Produkt- oder Dienstleistungsbasis
  • Fokus auf das Anwerben neuer Mitglieder
  • Intransparente Strukturen und Verträge

Rechtlicher Hintergrund: Was sagt das Gesetz?

Schneeballsysteme sind in Deutschland verboten. Sie verstoßen gegen das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG), konkret § 16 Abs. 2 UWG, der das Betreiben und Bewerben solcher Systeme untersagt. Wer ein Schneeballsystem organisiert oder aktiv fördert, kann sich zudem wegen Betrugs (§ 263 StGB) strafbar machen.

Auch zivilrechtlich drohen Konsequenzen: Geschädigte können ihre Einzahlungen unter Umständen zurückfordern, etwa durch Anfechtung wegen arglistiger Täuschung (§ 123 BGB) oder über Bereicherungsrecht (§ 812 BGB). Wer andere geworben hat, kann im Einzelfall ebenfalls haftbar gemacht werden – insbesondere, wenn er selbst von der Illegalität wusste oder hätte wissen müssen.

Worauf muss ich achten?

Viele Betroffene stellen sich die Frage: „Wie erkenne ich ein Schneeballsystem?“ Hier eine Checkliste zur ersten Einschätzung:

Checkliste: Verdachtsmomente für ein Schneeballsystem

  • Wird der Großteil des Einkommens durch das Werben neuer Mitglieder erzielt?
  • Gibt es keine klaren Informationen über Produkte oder Dienstleistungen?
  • Sind die versprochenen Gewinne deutlich höher als marktüblich?
  • Wird Druck aufgebaut, schnell zu investieren?
  • Gibt es keine oder nur schwer verständliche Vertragsunterlagen?

Wenn Sie mehrere dieser Fragen mit „Ja“ beantworten, sollten Sie besonders vorsichtig sein.

Ein typischer Verlauf

Viele Schneeballsysteme beginnen harmlos – oft durch Empfehlungen von Freunden oder Bekannten. Ein typischer Ablauf könnte so aussehen:

  1. Einstieg durch Vertrauen: Ein Bekannter berichtet begeistert von hohen Gewinnen und lädt zu einem „Infoabend“ ein.
  2. Erste Investition: Der Einstieg erfolgt mit einer überschaubaren Summe, oft verbunden mit dem Versprechen schneller Rückzahlung.
  3. Erste Gewinne: Anfangs fließen tatsächlich Gelder zurück – ein psychologischer Trick, um Vertrauen zu schaffen.
  4. Werbung neuer Mitglieder: Um mehr zu verdienen, wird man aufgefordert, weitere Personen zu werben.
  5. Zweifel und Druck: Mit der Zeit werden die Strukturen und Versprechen undurchsichtiger. Rückzahlungen verzögern sich.
  6. Zusammenbruch: Das System bricht zusammen, die Betreiber verschwinden, und viele Teilnehmer bleiben auf ihren Verlusten sitzen.

Was tun, wenn ich bereits investiert habe?

Der Schock ist oft groß, wenn man erkennt, dass man Teil eines Schneeballsystems geworden ist. Doch es gibt Wege, sich zu wehren und den Schaden zu begrenzen.

Sofortmaßnahmen:

  1. Keine weiteren Zahlungen leisten
  2. Beweise sichern (Verträge, E-Mails, Zahlungsbelege)
  3. Kontakt zu anderen Betroffenen aufnehmen
  4. Rechtsberatung einholen

Was tun, wenn ich selbst geworben habe?

Wer andere Personen in ein Schneeballsystem gebracht hat, steht oft vor der Frage: „Bin ich jetzt selbst haftbar?“ Die Antwort hängt vom Einzelfall ab. Wer gutgläubig gehandelt hat und selbst getäuscht wurde, muss sich nicht automatisch strafrechtlich verantworten. Dennoch kann eine zivilrechtliche Haftung entstehen – etwa wenn nachweislich falsche Versprechen gemacht wurden.

Was Sie tun können:

  • Dokumentieren Sie Ihre Kommunikation mit geworbenen Personen
  • Informieren Sie diese über Ihre Zweifel oder Erkenntnisse
  • Kooperieren Sie mit Ermittlungsbehörden
  • Holen Sie anwaltlichen Rat ein, um Ihre persönliche Haftung zu prüfen und zu begrenzen

Ein frühzeitiges Offenlegen und die aktive Mitwirkung bei der Aufklärung können strafmildernd wirken.

Meldestellen und Anlaufpunkte

Wenn Sie betroffen sind oder einen Verdacht haben, können Sie sich an folgende Stellen wenden:

  • Verbraucherzentrale: Beratung und Informationen zu unseriösen Geschäftsmodellen
  • Polizei / Staatsanwaltschaft: Anzeige wegen Betrugs oder Verstoß gegen das UWG
  • BaFin: Bei Finanzprodukten, die unter das Kredit- oder Kapitalanlagerecht fallen
  • Bundesnetzagentur: Bei Verdacht auf Telekommunikationsbetrug
  • Rechtsanwälte für Wirtschaftsrecht oder Strafrecht: Für individuelle rechtliche Einschätzung und Vertretung

Fazit

Schneeballsysteme sind gefährlich und oft illegal. Wer betroffen ist, sollte schnell handeln, Beweise sichern und rechtliche Schritte prüfen. Auch wer andere geworben hat, kann haftbar sein. Eine fundierte Beratung hilft, Risiken zu minimieren und Ansprüche durchzusetzen. Bei Unsicherheiten stehe ich Ihnen gerne für eine individuelle Einschätzung zur Verfügung.


Über die Autorin

Anja Jäger

Mein Name ist Anja Jäger. Meine rechtlichen Schwerpunkte liegen in den Rechtsgebieten Erbrecht sowie Verwaltungsrecht, in letzterem habe ich 2023 den Fachanwaltslehrgang erfolgreich absolviert (theor. Vor. Fachanwalt für Verwaltungsrecht). Darüber hinaus unterstütze ich Sie selbstverständlich in jeglichen weiteren Anliegen rechtlicher Natur. Überregional bin ich für Sie im Einsatz, um mit Ihnen gemeinsam Ihre rechtlichen Herausforderungen kompetent zu meistern.