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Bauschäden während der Bauphase: Wer haftet und was ist zu tun

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Ein Bauprojekt birgt viele Risiken – von Wasserschäden bis zu statischen Problemen. Wenn während der Bauphase größere Schäden auftreten, stellt sich schnell die Frage: Wer haftet? Dieser Artikel zeigt, worauf Sie achten müssen, wie Sie Schäden vermeiden und im Ernstfall richtig reagieren.

Die häufigsten Bauschäden

Ein Überblick über typische Schadensarten hilft, Risiken frühzeitig zu erkennen:

  • Wasserschäden: Durch undichte Leitungen, mangelhafte Abdichtungen oder geplatzte Rohre. Besonders gefährlich in Gemeinschaftsbereichen wie Treppenhäusern.
  • Brandschäden: Häufig verursacht durch unsachgemäße Schweißarbeiten, defekte Geräte oder mangelnden Brandschutz.
  • Statikprobleme: Setzungsrisse, Einsturzgefahr oder instabile Bauteile durch fehlerhafte Berechnungen oder Ausführung.
  • Schimmelbildung: Entsteht oft durch fehlerhafte Belüftung, unzureichende Trocknung oder Wassereintritt.
  • Witterungsschäden: Sturm, Hagel, Frost oder Starkregen können ungeschützte Baustellen erheblich beschädigen.
  • Vandalismus und Diebstahl: Besonders bei längeren Baupausen oder ungesicherten Baustellen.

Diese Schadensarten sind nicht nur teuer, sondern auch haftungsrechtlich relevant – je nach Ursache und Beteiligten.

Wer haftet bei größeren Schäden während der Bauphase?

Die Haftung ist vielschichtig und betrifft mehrere Beteiligte:

1. Bauherr

Der Bauherr trägt die Gesamtverantwortung für das Bauvorhaben. Er haftet, wenn er selbst fahrlässig handelt oder keine ausreichenden Sicherheitsvorkehrungen trifft. Auch bei Auswahl ungeeigneter Firmen oder fehlender Bauüberwachung kann eine Haftung entstehen.

2. Bauunternehmen / Handwerksbetrieb

Verursacht ein Handwerker durch fehlerhafte Ausführung oder Missachtung technischer Regeln einen Schaden, haftet das Unternehmen. Voraussetzung ist ein nachweisbares Verschulden. Bei Subunternehmern kann die Haftungskette komplex werden.

3. Architekt / Bauleiter

Planungsfehler, mangelhafte Bauüberwachung oder fehlende Koordination können zu einer Haftung des Architekten oder Bauleiters führen. Besonders bei statischen Problemen oder Brandschutzmängeln ist die Verantwortung oft hier zu suchen.

4. Versicherungen

Eine Bauherrenhaftpflichtversicherung schützt vor Ansprüchen Dritter, etwa bei Personenschäden. Die Bauleistungsversicherung deckt Schäden am Bauwerk selbst – etwa durch Unwetter, Vandalismus oder fahrlässige Fehler. Wichtig: Nicht jeder Schaden ist automatisch versichert.

Best Practices für Bauherren zur Schadensvermeidung

Wer als Bauherr vorausschauend handelt, kann viele Risiken minimieren:

  • Fachfirmen sorgfältig auswählen: Referenzen prüfen, Qualifikationen hinterfragen, Verträge klar gestalten.
  • Versicherungen frühzeitig abschließen: Bauherrenhaftpflicht und Bauleistungsversicherung sind unverzichtbar.
  • Bauüberwachung professionell organisieren: Ein erfahrener Bauleiter oder unabhängiger Sachverständiger ist Gold wert.
  • Regelmäßige Baustellenbegehungen durchführen: Frühzeitige Mängelerkennung spart Zeit und Geld.
  • Dokumentation lückenlos führen: Fotos, Protokolle und Berichte sind im Schadensfall entscheidend.
  • Sicherheitsmaßnahmen umsetzen: Baustelle absichern, Brandschutz beachten, Witterungsschutz installieren.

Diese Maßnahmen helfen nicht nur, Schäden zu vermeiden, sondern stärken auch die eigene rechtliche Position im Ernstfall.

Was tun im Schadensfall? Schritt-für-Schritt-Anleitung

Wenn trotz aller Vorsicht ein größerer Schaden eintritt, sollten Sie strukturiert vorgehen:

  1. Schaden dokumentieren Fotos, Videos, Zeugenberichte und schriftliche Protokolle sind essenziell.
  2. Beteiligte informieren Bauleiter, Handwerker, Architekt und ggf. Nachbarn oder Behörden müssen schnellstmöglich informiert werden.
  3. Versicherung kontaktieren Schaden unverzüglich melden, Fristen beachten, Unterlagen bereithalten.
  4. Haftung prüfen lassen Wer ist verantwortlich? Vertragliche Regelungen, technische Gutachten und rechtliche Einschätzungen helfen weiter.
  5. Rechtsbeistand einholen Bei größeren Schäden oder unklarer Haftung empfiehlt sich die Einschaltung eines spezialisierten Anwalts.
  6. Sanierung und Schadensbegrenzung organisieren Sofortmaßnahmen zur Sicherung der Baustelle und zur Vermeidung weiterer Schäden sind entscheidend.

Ein strukturiertes Vorgehen spart Zeit, Geld und Nerven – und erhöht die Chancen auf eine erfolgreiche Schadensregulierung.

Fazit

Große Schäden während der Bauphase sind nicht nur teuer, sondern auch rechtlich komplex. Wer frühzeitig für klare Zuständigkeiten, umfassenden Versicherungsschutz und eine lückenlose Dokumentation sorgt, kann im Ernstfall souverän reagieren. Eine professionelle Bauüberwachung und rechtliche Vorbereitung sind der Schlüssel zur Schadensvermeidung und erfolgreichen Regulierung.

Wenn Sie sich unsicher sind, ob Ihre Verträge, Versicherungen oder Bauüberwachung ausreichend sind, stehe ich Ihnen gerne für eine individuelle Beratung zur Verfügung. Gemeinsam klären wir, wie Sie Ihr Bauprojekt rechtlich sicher gestalten.


Über die Autorin

Anja Jäger

Mein Name ist Anja Jäger. Meine rechtlichen Schwerpunkte liegen in den Rechtsgebieten Erbrecht sowie Verwaltungsrecht, in letzterem habe ich 2023 den Fachanwaltslehrgang erfolgreich absolviert (theor. Vor. Fachanwalt für Verwaltungsrecht). Darüber hinaus unterstütze ich Sie selbstverständlich in jeglichen weiteren Anliegen rechtlicher Natur. Überregional bin ich für Sie im Einsatz, um mit Ihnen gemeinsam Ihre rechtlichen Herausforderungen kompetent zu meistern.