Fehlende Arbeitssicherheit auf meiner Baustelle, Unfallgefahr

Fehlende Arbeitssicherheit auf meiner Baustelle: Meine Pflichten als Bauherr

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Als Bauherr tragen Sie nicht nur Verantwortung für das Bauvorhaben, sondern auch für die Sicherheit aller Beteiligten. Fehlende Arbeitssicherheit kann teuer und rechtlich riskant werden. Dieser Artikel zeigt Ihnen, welche Pflichten Sie haben, wie Sie Risiken vermeiden und Ihre Baustelle rechtssicher organisieren.

Arbeitssicherheit: Warum das Thema für Bauherren so wichtig ist

Ob Eigenheim oder Gewerbebau – sobald Sie als Bauherr auftreten, sind Sie rechtlich verpflichtet, für sichere Arbeitsbedingungen zu sorgen. Das Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG), die Baustellenverordnung (BaustellV) und weitere Vorschriften wie das Sozialgesetzbuch VII (SGB VII) regeln, was Sie beachten müssen. Verstöße können nicht nur Bußgelder nach sich ziehen, sondern auch zivilrechtliche Haftung oder sogar strafrechtliche Konsequenzen.

Ihre Pflichten als Bauherr im Überblick

Die wichtigsten Pflichten lassen sich in drei zentrale Bereiche gliedern:

1. Sicherheits- und Gesundheitsschutzkoordination (SiGeKo)

  • Bei größeren Bauvorhaben mit mehreren Gewerken müssen Sie einen sogenannten Sicherheits- und Gesundheitsschutzkoordinator (SiGeKo) bestellen.
  • Dieser erstellt einen Sicherheits- und Gesundheitsschutzplan und koordiniert die Einhaltung der Arbeitsschutzmaßnahmen.
  • Pflicht bei Bauvorhaben mit mehr als einem Arbeitgeber (§ 3 BaustellV).

2. Vorankündigung der Baustelle

  • Bei Bauvorhaben mit voraussichtlich mehr als 30 Arbeitstagen und mehr als 20 Beschäftigten gleichzeitig oder einem Umfang von über 500 Personentagen müssen Sie die Baustelle bei der zuständigen Behörde anmelden.
  • Die Vorankündigung muss spätestens zwei Wochen vor Baubeginn erfolgen (§ 2 BaustellV).

3. Auswahl und Kontrolle der Unternehmen

  • Sie sind verpflichtet, nur qualifizierte und zuverlässige Unternehmen zu beauftragen.
  • Eine regelmäßige Kontrolle der Einhaltung von Sicherheitsvorgaben ist unerlässlich.
  • Dokumentieren Sie Ihre Auswahl und Kontrollmaßnahmen sorgfältig – das kann im Haftungsfall entscheidend sein.

Rechtliche Folgen bei Verstößen – Was droht dem Bauherrn konkret?

Wer seine Pflichten als Bauherr vernachlässigt, muss mit empfindlichen Konsequenzen rechnen. Die Bandbreite reicht von Bußgeldern bis hin zu strafrechtlicher Verfolgung:

  • Bußgelder: Verstöße gegen die Baustellenverordnung oder das Arbeitsschutzgesetz können mit Geldbußen bis zu mehreren Tausend Euro geahndet werden.
  • Zivilrechtliche Haftung: Kommt es zu einem Unfall, können Sie als Bauherr für Personenschäden haftbar gemacht werden – etwa für Schmerzensgeld, Verdienstausfall oder lebenslange Rentenzahlungen.
  • Strafrechtliche Konsequenzen: Bei grober Fahrlässigkeit oder Todesfällen drohen strafrechtliche Ermittlungen wegen fahrlässiger Körperverletzung oder Tötung (§§ 222, 229 StGB).
  • Versicherungsprobleme: Viele Versicherungen verweigern die Leistung, wenn nachgewiesen wird, dass gesetzliche Pflichten missachtet wurden.

Pflichten bei Eigenleistungen und Helfern

Viele Bauherren greifen auf Eigenleistungen zurück oder lassen sich von Freunden und Familie helfen. Was gut gemeint ist, kann rechtlich heikel werden:

  • Unfallversicherung: Auch private Helfer müssen über die Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft (BG BAU) versichert werden. Die Anmeldung ist Pflicht – auch bei unentgeltlicher Hilfe.
  • Unterweisungspflicht: Sie müssen Helfer über Gefahren auf der Baustelle aufklären und Schutzmaßnahmen bereitstellen (z. B. Helme, Handschuhe, Absicherungen).
  • Dokumentation: Halten Sie schriftlich fest, wer wann welche Tätigkeiten ausgeführt hat und welche Schutzmaßnahmen getroffen wurden.
  • Haftung bei Unfällen: Bei fehlender Unterweisung oder mangelhafter Absicherung können Sie persönlich haftbar gemacht werden – auch gegenüber Freunden oder Verwandten.

Tipp: Informieren Sie sich vor Beginn der Eigenleistungen bei der BG BAU über Ihre Meldepflichten und lassen Sie sich beraten, welche Schutzmaßnahmen erforderlich sind.

So machen Sie es richtig: Best Practices für Bauherren

Um rechtlich auf der sicheren Seite zu sein, sollten Sie folgende Maßnahmen umsetzen:

  • Beauftragen Sie frühzeitig einen SiGeKo bei komplexen Bauvorhaben.
  • Melden Sie die Baustelle fristgerecht bei der Behörde an.
  • Lassen Sie sich von den beauftragten Firmen Nachweise über Qualifikation und Unterweisung der Mitarbeiter vorlegen.
  • Führen Sie regelmäßige Baustellenbegehungen durch und dokumentieren Sie diese.
  • Sorgen Sie für klare Kommunikationswege zwischen allen Beteiligten.
  • Melden Sie Eigenleistungen und Helfer bei der BG BAU und sorgen Sie für deren Sicherheit.

Fazit

Arbeitssicherheit ist keine Formalität, sondern Ihre gesetzliche Pflicht als Bauherr. Wer frühzeitig plant, dokumentiert und kontrolliert, schützt Menschen und sich selbst vor rechtlichen Folgen. Bei Unsicherheiten oder komplexen Bauvorhaben lohnt sich eine rechtliche Beratung – gerne unterstütze ich Sie dabei, Ihre Baustelle sicher und rechtskonform zu gestalten.


Über die Autorin

Anja Jäger

Mein Name ist Anja Jäger. Meine rechtlichen Schwerpunkte liegen in den Rechtsgebieten Erbrecht sowie Verwaltungsrecht, in letzterem habe ich 2023 den Fachanwaltslehrgang erfolgreich absolviert (theor. Vor. Fachanwalt für Verwaltungsrecht). Darüber hinaus unterstütze ich Sie selbstverständlich in jeglichen weiteren Anliegen rechtlicher Natur. Überregional bin ich für Sie im Einsatz, um mit Ihnen gemeinsam Ihre rechtlichen Herausforderungen kompetent zu meistern.