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Tierleid erkennen und handeln: Wie Sie eine Vernachlässigung von Tieren richtig anzeigen

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Tierquälerei und -vernachlässigung sind leider noch immer traurige Realität – sei es auf einem verwahrlosten Bauernhof, im Restaurant mit lebenden Meerestieren oder bei schlecht gehaltenen Haustieren in der Nachbarschaft. Viele Menschen wissen jedoch nicht, wie sie im Verdachtsfall korrekt vorgehen sollen. Dieser Artikel zeigt Ihnen, worauf Sie achten sollten, wenn Sie eine Tiervernachlässigung beobachten.

Was gilt als Tiervernachlässigung?

Das deutsche Tierschutzgesetz (§ 2 TierSchG) verpflichtet Tierhalter dazu, ihre Tiere artgerecht zu halten, sie ausreichend zu ernähren, zu pflegen und Schmerzen, Leiden sowie Schäden zu vermeiden. Typische Anzeichen für Vernachlässigung sind:

  • Mangelhafte Unterbringung (z. B. viel zu kleine Käfige, verdreckte Ställe oder Aquarien)
  • Fehlendes Futter oder Wasser
  • Körperlich geschwächte oder verletzte Tiere, die nicht tierärztlich behandelt werden
  • Dauerhafte Ketten- oder Einzelhaltung ohne Bewegungsauslauf
  • Tiere in Restaurants, die unter beengten und unnatürlichen Bedingungen ausgestellt werden

Beispiele für Vernachlässigungsszenarien

Um Ihnen ein besseres Gespür dafür zu geben, was tatsächlich unter Vernachlässigung fällt, finden Sie hier typische Fallkonstellationen aus dem Alltag:

  • Hundehaltung auf dem Balkon: Ein Hund wird dauerhaft auf einem kleinen Balkon gehalten, ohne Auslauf, ohne Beschäftigung – bei Hitze oder Kälte. Das stellt eine erhebliche Tierquälerei dar.
  • Aquarien in Restaurants: Hummer oder Fische werden in viel zu kleinen Becken ohne Rückzugsmöglichkeiten gehalten. Häufig fehlen Sauerstoffzufuhr oder artgerechte Wasserparameter.
  • Landwirtschaftliche Tierhaltung: Kühe stehen in überfüllten, verdreckten Ställen mit offenen Wunden, ohne medizinische Versorgung. Der Stall wird monatelang nicht ausgemistet.
  • Vernachlässigte Kleintiere: Kaninchen oder Meerschweinchen, die dauerhaft alleine in kleinen Gitterkäfigen gehalten und selten gefüttert werden.

Diese Beispiele zeigen, dass Tierleid nicht immer spektakulär aussieht – oft liegt das Problem in der Dauer und Kombination verschiedener Vernachlässigungen.

Was tun bei Verdacht auf Vernachlässigung?

1. Beobachten – aber nicht eingreifen Versuchen Sie, die Situation sachlich zu beobachten. Dringen Sie nicht selbst auf das Grundstück oder in Gebäude ein, da dies rechtlich problematisch ist.

2. Beweise sichern Fotos und Videos können hilfreich sein – vorausgesetzt, sie entstehen von öffentlichem Grund aus. Notieren Sie sich auch Datum, Uhrzeit und Ort der Beobachtung sowie Details zur Tierart und zur Haltungsform.

3. Zuständige Stelle informieren Melden Sie Ihre Beobachtungen an:

  • Das örtliche Veterinäramt (in jedem Landkreis angesiedelt)
  • Alternativ oder ergänzend: die Polizei, insbesondere bei akuter Gefahr
  • Auch Tierschutzvereine oder -verbände können tätig werden, sind jedoch keine hoheitlichen Behörden

Rechtliche Konsequenzen für den Tierhalter

Wer gegen das Tierschutzgesetz verstößt, muss mit empfindlichen Sanktionen rechnen. Je nach Schwere des Verstoßes können folgende Maßnahmen erfolgen:

  • Bußgelder bis 25.000 € bei Ordnungswidrigkeiten (§ 18 TierSchG)
  • Freiheitsstrafe bis zu 3 Jahren oder Geldstrafe bei vorsätzlicher Tierquälerei (§ 17 TierSchG)
  • Entzug der Tiere durch das Veterinäramt, wenn das Wohl dauerhaft gefährdet ist
  • Tierhalteverbot, vorübergehend oder dauerhaft
  • Eintrag ins Tierschutzregister, was zukünftige Genehmigungen erschwert

Die Durchsetzung dieser Maßnahmen erfolgt durch Verwaltungs- und Strafverfahren. Eine solide Beweisgrundlage durch Hinweise aus der Bevölkerung ist hierbei oft entscheidend.

Checkliste: So melden Sie Tiervernachlässigung richtig

  • Verdacht sachlich prüfen
  • Beweise dokumentieren (Fotos, Videos, Notizen)
  • Zuständiges Veterinäramt oder Polizei kontaktieren
  • Möglichst detaillierte Beschreibung liefern
  • Anonymität wahren, wenn gewünscht
  • Entwicklung weiter beobachten

Fazit

Wer Tierleid beobachtet, darf nicht wegsehen – aber sollte auch richtig vorgehen. Eine fundierte Meldung an die zuständigen Stellen kann helfen, Tieren dauerhaft ein besseres Leben zu ermöglichen. Gleichzeitig schützt ein besonnenes Vorgehen davor, selbst rechtlich angreifbar zu werden.

Wenn Sie sich unsicher sind, wie Sie mit einem konkreten Verdachtsfall umgehen sollen, oder rechtliche Fragen zu einem laufenden Verfahren haben, können Sie sich gerne an meine Kanzlei wenden – ich berate Sie diskret, kompetent und lösungsorientiert.


Über die Autorin

Anja Jäger

Mein Name ist Anja Jäger. Meine rechtlichen Schwerpunkte liegen in den Rechtsgebieten Erbrecht sowie Verwaltungsrecht, in letzterem habe ich 2023 den Fachanwaltslehrgang erfolgreich absolviert (theor. Vor. Fachanwalt für Verwaltungsrecht). Darüber hinaus unterstütze ich Sie selbstverständlich in jeglichen weiteren Anliegen rechtlicher Natur. Überregional bin ich für Sie im Einsatz, um mit Ihnen gemeinsam Ihre rechtlichen Herausforderungen kompetent zu meistern.