Abofalle, Abzocke, Vertrag, Scam, nicht abgeschlossenes Abonnement

Abmahnung ohne Abo – worauf muss ich achten?

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Immer mehr Menschen erhalten Abmahnungen oder Zahlungsaufforderungen für angebliche Online-Abos – obwohl sie sich an keinen Vertragsabschluss erinnern. Hier erfahren Sie, wie solche Forderungen zustande kommen, was rechtlich gilt und wie Sie sich wirksam dagegen wehren.

Was ist eine Abmahnung – und was steckt hinter „Abmahnung ohne Abo“?

Eine Abmahnung ist eine rechtliche Aufforderung, ein bestimmtes Verhalten zu unterlassen – etwa wegen Urheberrechtsverletzung, Vertragsbruch oder Wettbewerbsverstoß. In letzter Zeit häufen sich Fälle, in denen Verbraucher Abmahnungen oder Rechnungen von dubiosen Dienstleistern erhalten, obwohl sie nach eigener Aussage kein kostenpflichtiges Abo abgeschlossen haben. Häufig geschieht dies nach der Nutzung vermeintlich kostenloser Online-Angebote, etwa Streaming- oder Gewinnspielseiten.

Achtung: Nicht jede Forderung ist rechtlich zulässig – viele sogenannte Abofallen beruhen auf mangelhaften Vertragsgrundlagen oder täuschenden Informationen.

Rechtliche Einordnung: Wann kommt ein Vertrag tatsächlich zustande?

Ein Vertrag kommt grundsätzlich nur dann zustande, wenn zwei übereinstimmende Willenserklärungen – Angebot und Annahme – vorliegen (§§ 145 ff. BGB). Im Online-Bereich bedeutet das: Sie müssen eine Leistung bewusst und eindeutig bestellen, und der Anbieter muss diese Bestellung annehmen.

Besonders relevant ist hier § 312j Abs. 3 BGB, der bei kostenpflichtigen Online-Angeboten verlangt, dass der Verbraucher vor Abschluss des Vertrags klar auf die Zahlungspflicht hingewiesen wird – beispielsweise durch einen Button mit der Aufschrift „zahlungspflichtig bestellen“. Fehlt ein solcher Hinweis oder ist die Preisangabe versteckt, kommt in der Regel kein wirksamer Vertrag zustande.

Wichtig zu wissen: Ein bloßes Anklicken eines Angebots oder das Ausfüllen eines Formulars reicht rechtlich nicht für einen Vertragsschluss, wenn keine transparente Information über Kosten und Vertragsbedingungen erfolgt ist.

So erkennen Sie seriöse von unseriösen Forderungen

Nicht jede Forderung, die Sie per Post oder E-Mail erreicht, ist automatisch rechtlich korrekt oder bindend. Es lohnt sich, genau hinzusehen. Hier einige typische Merkmale, an denen Sie zweifelhafte Abmahnschreiben erkennen können:

  • Fehlendes oder unvollständiges Impressum Seriöse Anbieter weisen ein vollständiges Impressum mit ladungsfähiger Adresse und verantwortlicher Person aus – fehlt dies, ist Skepsis angebracht.
  • Allgemeine E-Mail-Adressen statt Firmenkontakte Forderungen über private E-Mail-Adressen wie @gmail.com oder @web.de deuten oft auf fehlende Professionalität oder Anonymität hin.
  • Massive Drohkulissen und knappe Fristen Formulierungen wie „Letzte Mahnung“, „Gerichtliche Schritte erfolgen umgehend“ oder „Schufa-Eintrag steht bevor“ sollen Panik auslösen und zur vorschnellen Zahlung verleiten.
  • Pauschale Beträge ohne Nachweis der Grundlage Forderungen über 80 €, 120 € oder mehr – ohne detaillierte Aufschlüsselung – sind häufig willkürlich gewählt und entbehren oft der Rechtsgrundlage.
  • Unklare Leistungsbeschreibung oder fehlender Vertragsbeleg Wenn Sie nicht nachvollziehen können, wofür Sie zahlen sollen, oder wenn kein Nachweis für einen Vertrag beigefügt ist, besteht Grund zur Vorsicht.

Checkliste: So verhalten Sie sich richtig

  1. Ruhe bewahren und Fristen prüfen Viele Abmahnungen setzen kurze Fristen zur Zahlung oder zur Abgabe einer Unterlassungserklärung. Diese Fristen sollten ernst genommen, aber nicht überhastet erfüllt werden.
  2. Keine vorschnelle Zahlung leisten Zahlen Sie nicht ungeprüft, auch wenn mit gerichtlichen Konsequenzen gedroht wird. Viele Forderungen sind unzulässig oder überhöht.
  3. Dokumente sorgfältig prüfen Überprüfen Sie:
    • Wurde eine Dienstleistung tatsächlich bestellt?
    • Gab es eine transparente Preisangabe im Bestellprozess?
    • Wurde eine Widerrufsbelehrung bereitgestellt?
  4. Verbraucherzentrale oder Anwalt kontaktieren In vielen Fällen hilft eine rechtliche Einschätzung, ob und in welchem Umfang Sie reagieren müssen.
  5. Keine Unterlassungserklärung ohne Prüfung abgeben Eine solche Erklärung kann weitreichende und langfristige Konsequenzen haben. Lassen Sie sie anwaltlich prüfen, bevor Sie unterschreiben.

Fazit

Eine unerwartete Abmahnung verunsichert – besonders, wenn kein bewusstes Abo abgeschlossen wurde. Doch nicht jede Forderung ist rechtlich haltbar. Entscheidend ist: Nicht vorschnell zahlen, sondern prüfen, reagieren und sich im Zweifel beraten lassen. Wer informiert handelt, kann sich erfolgreich gegen unberechtigte Ansprüche zur Wehr setzen.

Sie benötigen Unterstützung bei der Prüfung einer Abmahnung? Gerne stehe ich Ihnen mit einer fundierten Einschätzung zur Seite. Nehmen Sie unverbindlich Kontakt auf.


Über die Autorin

Anja Jäger

Mein Name ist Anja Jäger. Meine rechtlichen Schwerpunkte liegen in den Rechtsgebieten Erbrecht sowie Verwaltungsrecht, in letzterem habe ich 2023 den Fachanwaltslehrgang erfolgreich absolviert (theor. Vor. Fachanwalt für Verwaltungsrecht). Darüber hinaus unterstütze ich Sie selbstverständlich in jeglichen weiteren Anliegen rechtlicher Natur. Überregional bin ich für Sie im Einsatz, um mit Ihnen gemeinsam Ihre rechtlichen Herausforderungen kompetent zu meistern.