1. Grundstücksrechtliche Prüfung: Eigentumsverhältnisse und Belastungen
Bevor Sie den Kaufvertrag unterschreiben, sollten Sie sich vergewissern, dass das Grundstück frei von unerwarteten rechtlichen Belastungen ist. Wichtige Aspekte:
- Grundbuchauszug prüfen: Fordern Sie einen aktuellen Grundbuchauszug an, um zu sehen, ob das Grundstück mit Hypotheken, Grundschulden oder Dienstbarkeiten belastet ist.
- Baulastenverzeichnis einsehen: In manchen Bundesländern gibt es ein Baulastenverzeichnis, in dem Verpflichtungen für den Grundstückseigentümer eingetragen sind, die nicht im Grundbuch stehen.
- Eigentümer überprüfen: Stellen Sie sicher, dass der Verkäufer der rechtmäßige Eigentümer des Grundstücks ist und uneingeschränkt über das Grundstück verfügen kann.
2. Häufige Fehler beim Grundstückskauf und wie man sie vermeidet
Ein Grundstückskauf birgt einige Fallstricke, die Käufer oft unterschätzen. Wer diese häufigen Fehler kennt, kann spätere Probleme vermeiden:
- Fehlende Grundbuchprüfung: Manche Käufer verlassen sich allein auf die Aussagen des Verkäufers, ohne das Grundbuch selbst einzusehen. Dort könnten jedoch unerwartete Belastungen oder Grunddienstbarkeiten vermerkt sein, die später Schwierigkeiten bereiten.
- Unterschätzung der Erschließungskosten: Neben dem Kaufpreis fallen oft hohe Kosten für Straßen, Wasser-, Abwasser- und Stromanschlüsse an. Prüfen Sie im Vorfeld, ob das Grundstück bereits erschlossen ist.
- Altlasten übersehen: Vor allem bei früher gewerblich genutzten Grundstücken können Altlasten bestehen, die eine kostenintensive Sanierung notwendig machen.
- Unklare Grundstücksgrenzen: Besonders bei größeren Grundstücken oder ländlichen Flächen können ungenaue Grenzverläufe zu Streitigkeiten mit Nachbarn führen. Eine Vermessung durch einen Fachmann kann Klarheit schaffen.
- Übersehen von bauplanungsrechtlichen Einschränkungen: Nicht jedes Grundstück darf nach Wunsch bebaut werden. Prüfen Sie Bebauungspläne, um sicherzugehen, dass Ihr Vorhaben realisierbar ist.
3. Bebauungsplan und Genehmigungen prüfen
Nicht jedes Grundstück darf beliebig bebaut werden. Deshalb sollten Sie frühzeitig klären:
- Bebauungsplan: Gibt Auskunft darüber, welche Art der Bebauung möglich ist und welche Einschränkungen bestehen.
- Baurechtliche Vorschriften: Manche Grundstücke unterliegen besonderen Regelungen, z. B. im Außenbereich nach § 35 BauGB.
- Bestandsgebäude: Falls das Grundstück bereits bebaut ist, prüfen Sie, ob alle nötigen Genehmigungen vorliegen. Dies können Sie bei dem zuständigen Bauamt erfragen.
4. Besondere rechtliche Fallstricke je nach Art des Grundstücks
Je nach Art des Grundstücks gibt es spezifische rechtliche Herausforderungen, die Käufer beachten sollten:
- Baugrundstück vs. Bauerwartungsland: Ein Bauerwartungsland ist nicht sofort bebaubar, sondern erst nach einer möglichen zukünftigen Umwidmung im Bebauungsplan. Käufer sollten sich darüber im Klaren sein, dass ein solches Grundstück keine sofortige Bebauung ermöglicht und das Risiko besteht, dass eine Umwidmung nie erfolgt.
- Denkmalschutz: Grundstücke mit denkmalgeschützten Gebäuden unterliegen strengen Regeln. Umbauten und Modernisierungen müssen genehmigt werden und können erheblichen Mehraufwand verursachen.
- Grundstücke im Außenbereich (§ 35 BauGB): Flächen im Außenbereich unterliegen besonderen Vorschriften. In vielen Fällen ist eine Bebauung nur unter strengen Voraussetzungen möglich, etwa für landwirtschaftliche Nutzung oder öffentliche Interessen.
- Erbbaurecht: Bei Erbbaugrundstücken kaufen Käufer nicht das Eigentum am Grundstück, sondern erwerben ein langfristiges Nutzungsrecht. Dies hat Auswirkungen auf Finanzierung, Verkaufsmöglichkeiten und mögliche Kostensteigerungen.
5. Kaufvertrag sorgfältig prüfen
Ein Immobilienkaufvertrag ist ein komplexes Dokument mit vielen Details. Achten Sie darauf:
- Notarielle Beurkundung: Ein Grundstückskauf ist erst rechtswirksam, wenn er notariell beurkundet wurde.
- Exakte Grundstücksbezeichnung: Das Grundstück muss genau beschrieben sein, inklusive Flurnummer und Größe.
- Mängelhaftung und Garantien: Prüfen Sie, ob der Verkäufer für versteckte Mängel haftet oder ob Haftungsausschlüsse im Vertrag stehen.
6. Finanzierungs- und Steuerfragen klären
Neben dem Kaufpreis gibt es weitere finanzielle Aspekte, die Sie beachten müssen:
- Grunderwerbsteuer: Je nach Bundesland beträgt sie zwischen 3,5 % und 6,5 % des Kaufpreises.
- Nebenkosten: Notarkosten, Grundbuchgebühren und eventuelle Maklerprovision sollten einkalkuliert werden.
- Finanzierung: Falls eine Bankfinanzierung erforderlich ist, sollten Sie frühzeitig klären, ob Ihre Kreditwürdigkeit ausreicht.
Fazit
Ein Grundstückskauf kann eine wertvolle Investition sein – aber nur, wenn Käufer sich rechtzeitig mit den relevanten rechtlichen und finanziellen Fragen beschäftigen. Durch eine sorgfältige Prüfung von Grundbuch, Baulasten, Bebauungsplänen und Verträgen lassen sich teure Fehler vermeiden. Wer sich unsicher fühlt, sollte auf professionelle Beratung setzen, um rechtliche Risiken zu minimieren.
Haben Sie weitere Fragen? Gerne stehe ich Ihnen für eine individuelle Beratung zur Verfügung.



